Bericht
Radschnellverbindung

„Von einer neuen Auf­teilung der Fläche profi­tieren alle"

Der aktuelle Planungsstand für die Radschnellverbindungen „Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee“ und „Spandauer Damm – Freiheit“ wurde von Fachplaner*innen am 13. Juni in der Zitadelle Spandau vorgestellt und mit Interessierten diskutiert.

Viele der Teilnehmenden kamen aus dem Bezirk Spandau, um sich bei der Info- und Dialogveranstaltung zu den zwei Radschnellverbindungen durch den Berliner Nordwesten einzubringen

Viele der Teilnehmenden kamen aus dem Bezirk Spandau, um sich bei der Info- und Dialogveranstaltung zu den zwei Radschnellverbindungen durch den Berliner Nordwesten einzubringen

Rund 80 Ortskundige und Radfahrer*innen tauschten sich bei der öffentlichen Informations- und Dialogveranstaltung mit den Fachplaner*innen, Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese und dem Bezirksstadtrat von Spandau, Frank Bewig über Vor- und Nachteile verschiedener Streckenvarianten aus.

Torsten Perner, Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft ETC Gauff Mobility, Ramboll, EIBS informierte über die Zwischenergebnisse aus den Machbarkeitsuntersuchungen der zwei parallel verlaufenden Trassen im Nordwesten der Stadt „Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee“ und „Spandauer Damm – Freiheit“. Das dänische Unternehmen Ramboll hat bereits umfangreiche Erkenntnisse aus der Arbeit an den Radschnellwegen in Kopenhagen gesammelt und bringt diese Erfahrung in die Machbarkeitsuntersuchungen in Berlin ein. Die Teilnehmer*innen erhielten zunächst einen Einblick in die erfolgreiche Umsetzung und Leistungsfähigkeit der Radverkehrswege in der dänischen Hauptstadt und erfuhren, dass die flächentechnischen Voraussetzungen in Berlin sogar besser seien als in Kopenhagen. Fachplaner Perner zeigte, dass alle Verkehrsteilnehmenden von einer neuen Aufteilung der Verkehrsflächen profitieren können. Es solle sowohl mehr Platz für den Radverkehr geschaffen werden als auch die hohe Qualität für Fußgänger*innen bestehen bleiben. Eine klare Strukturierung der Straße sowie Erkennbarkeit und Ausweisung der Wege für die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden sorge für einen besseren Verkehrsfluss und Mehrwert für alle.

Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft ist es, innerhalb von zwei Kilometer breiten Korridoren eine Vorzugsroute für die Radschnellverbindungen zu finden. Dazu werden die möglichen Varianten mithilfe eines aufgestellten Bewertungskatalogs beurteilt: der Nutzen für Radfahrende spielt dabei eine Rolle (Reisezeit, Sicherheit, Erholungsfaktor), aber auch Investitionskosten, Erschließungspotenziale, Verkehrsqualität für andere Verkehrsmittel oder Umweltverträglichkeit-Aspekte fließen in die Bewertung ein.

Routen mit großem Potenzial

Der untersuchte Trassenkorridor für die Radschnellverbindung „Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee“ beginnt am Jakob-Kaiser-Platz in Berlin-Charlottenburg. Von hier aus verläuft die Strecke am nördlichen Spreeufer in Richtung der Spandauer Zitadelle und verknüpft dabei zahlreich Wohnquartiere sowie die Siemensstadt mit der Altstadt und dem Bahnhof in Spandau. Nach Querung der Havel geht es weiter über den Falkenseer Damm und je nach Routenvariante entweder über die Falkenseer Chaussee, Pionierstraße oder den Spektegrünzug bis an die Stadtgrenze.
Die Trasse „Spandauer Damm – Freiheit“ verläuft parallel zu dieser Radschnellverbindung, südlich der Spree von der S-Bahn-Station Westend bis in die Altstadt von Spandau.

Das Potenzial für Pendler*innen ist groß: Die Planer*innen schätzen, dass beispielsweise im östlichen Abschnitt der Radschnellverbindung „Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee“ bis zu 10.000 Autofahrten pro Tag auf das Fahrrad verlagert werden könnten; im westlichen Teil etwa 6.000 bis 7.000. Bei zügigem Fahrtempo wären Radelnde auf dem Weg von Spandau nach Charlottenburg-Wilmersdorf genauso schnell am Ziel wie mit dem Auto.

Im Dialog zu Routenvarianten

In insgesamt drei Dialoggruppen konnten sich die Teilnehmenden – darunter auch viele Fachakteure aus den Bezirken – direkt mit den Planer*innen von ETC, Ramboll und EIBS austauschen und ihre Ortskenntnisse, Ideen und Anliegen für die Varianten und konkreten Abschnitte der beiden Routen einbringen. Auch Bezirksstadrat Frank Bewig und Staatssekretär Ingmar Streese verfolgten die Diskussionen der Bürger*innen aktiv.

Radschnellverbindung Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee

  • Bereich 1: Stadtgrenze – Altstadt Spandau
  • Bereich 2: Altstadt Spandau – Jakob-Kaiser-Platz

Radschnellverbindung Spandauer Damm – Freiheit

  • Bereich 3: Altstadt Spandau – S-Bahnhof Westend

©infraVelo, Planung: Arbeitsgemeinschaft ETC/EIBS/ RAMBØLL, Gestaltung: Design-Gruppe, Stand: Juni 2019

©infraVelo, Planung: Arbeitsgemeinschaft ETC/EIBS/ RAMBØLL, Gestaltung: Design-Gruppe, Stand: Juni 2019

Diskutiert wurde u. a. über:

  • Berücksichtigung neu entwickelter Wohngebiete wie Siemensstadt 2.0 oder das Spandauer Quartier „Waterkant"
  • Integration der Routen in das vorhandene Radwegenetz bzw. das künftige Hauptroutennetz
  • Führung durch Grünanlagen wie z. B. Spektegrünzug
  • Flächenkonkurrenz zwischen Radfahrenden und Fußgänger*innen
  • Zusätzlicher Bedarf an Radabstellmöglichkeiten
  • Schnelle Verbesserung der Radwege entlang des Spandauer Damms; ggf. nicht zwangsläufig im Rahmen einer Radschnellverbindung, sondern als bezirkliche Maßnahme
  • Anbindung an die angrenzenden Kommunen in Brandenburg
  • Berücksichtigung eines Winterdienstes
  • Bauliches Vorgehen bei Grundstückzufahrten

Über den Stand zur Bearbeitung der Hinweise wird auf der infraVelo Website berichtet.

Download der Präsentation 

Was kommt nach der Machbarkeitsuntersuchung?

Die Hinweise der Teilnehmenden zum Projekt fließen in die kommenden Planungen ein. Die Machbarkeitsuntersuchung für die Trassen sollen im dritten Quartal 2019 abgeschlossen sein. Für den daran anschließenden Planungsprozess werden mindestens 30 Monate angesetzt. Mit einem Baubeginn ist ab 2022 zu rechnen.