
Zu farbig beschichteten Radfahrstreifen gibt es bisher wenig wissenschaftliche Erkenntnisse. Für die grünen Beschichtungen von Radfahrstreifen in Berlin wurden deshalb seit 2018 die Wirkung auf die Verkehrsteilnehmenden und die eingesetzten Materialien untersucht. Darüber hinaus wurde die Wirkung von geschützten Radfahrstreifen mit und ohne Grünbeschichtung ausgewertet. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Grünbeschichtungen die Verkehrssicherheit erhöht haben und zu einem besseren Miteinander der Verkehrsteilnehmenden beitragen.
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Warum eine Versuchsphase?
Farbige Beschichtungen von Radverkehrsanlagen werden in Deutschland in der Regel nur in roter Farbe in Konfliktbereichen wie Kreuzungen aufgebracht. In einigen Ländern werden die gesamten Flächen für den Radverkehr auch farbig markiert. Zum Beispiel sind Radverkehrsanlagen in den Niederlanden fast durchgängig in Rot gehalten. Trotzdem gibt es bislang nur wenig empirische Untersuchungen und Veröffentlichungen zur Wirkung durchgängiger Färbungen.

Grünbeschichtung in der Wichertstraße (Prenzlauer Berg)
Für die Grünbeschichtungen und geschützten Radfahrstreifen, die seit 2018 von infraVelo und auch von den Straßen- und Grünflächenämtern der Bezirke durchgeführt wurden, hat die Senatsverkehrsverwaltung deshalb eine wissenschaftliche Begleituntersuchung beim Büro Planungsgemeinschaft Verkehr (PGV) in Auftrag gegeben. Darin geht es u. a. um die Frage: Sind grünbeschichtete und/oder geschützte Radfahrstreifen subjektiv und objektiv verkehrssicherer für Radfahrende im Vergleich zu Radfahrstreifen ohne farbige Beschichtung? Mittlerweile liegen die Ergebnisse der Begleituntersuchung (2018–2024) vor.
Wesentliche Ergebnisse zur Wirkung von Grünbeschichtungen
Um herauszufinden, welche Wirkung grün beschichtete sowie geschützte Radfahrstreifen auf die Verkehrsteilnehmenden haben, wurden Beobachtungen und standardisierte Befragungen durchgeführt.
Die Untersuchung der Begleituntersuchung umfasste insgesamt Maßnahmen in 48 Straßen:
- 11 Maßnahmen in Straßen mit geschützten Radfahrstreifen mit Grünbeschichtung,
- 16 Maßnahmen in Straßen mit geschützten Radfahrstreifen ohne Grünbeschichtung
- 21 Maßnahmen, bei denen Radfahrstreifen oder Schutzstreifen mit Grünbeschichtung versehen wurden
Mit Videoaufnahmen wurden Verhaltensänderungen von Rad- sowie Kfz-Fahrenden vor und nach der Maßnahme beobachtet. Die Aufnahmen wurden jeweils an den gleichen Orten und zu den gleichen Tageszeiten gemacht, um andere Einflüsse möglichst auszuschließen. Die Verhaltensbeobachtungen zeigten, dass sowohl Rad- als auch Autofahrende sich nach der Grünbeschichtung bzw. Protektion stärker an bestehende Regeln hielten und sich verkehrssicherer verhielten.
Mit einer Vor-Ort-Befragung wurden Erfahrungen und Wahrnehmungen von Radfahrenden erhoben. Die Auswahl erfolgte über das Zufallsprinzip. Der Großteil der Befragten empfand die farbigen Beschichtungen positiv und äußerte ein gestiegenes Sicherheitsgefühl.
Geschützter Radfahrstreifen: mit Farbe vs. ohne Farbe
Grünbeschichtungen auf geschützten Radfahrstreifen reduzieren das Falschparken von Autos auf den Radfahrstreifen deutlich. Die Begleituntersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass auf elf geschützten und grünbeschichteten Radfahrstreifen Autos dort im Schnitt nur etwa vier Minuten innerhalb von vier Stunden hielten. Auf geschützten Radfahrstreifen ohne die grüne Markierung waren es ganze 83 Minuten – also mehr als das Zwanzigfache.
Bewertung der Materialien
Für die Grünbeschichtungen werden zwei verschiedene Materialien verwendet: Kaltplastik und Epoxidharz. Im Rahmen der Begleituntersuchung wurden relevante Eigenschaften beider Materialien bewertet und miteinander verglichen.
Besonderes Gewicht in der Bewertung hat die Griffigkeit der Oberfläche. Mit dem sogenannten SRT-Wert wird regelmäßig die Rutschfestigkeit des Bodenbelags gemessen. Wird die Straßenoberfläche bei Nässe zu rutschig, können daraus Stürze resultieren. Diese Gefahr konnte in der Untersuchung ausgeschlossen werden. In geringerem Maße haben außerdem Haltbarkeit, Sichtbarkeit, Trocknungsdauer und Herstellungskosten der Materialien Einfluss auf ihre Gesamtbewertung.
- (öffnet in neuem Fenster) Abschlussbericht zur Begleituntersuchung (PDF, 15.39 MB)
- (öffnet in neuem Fenster) Anhang des Abschlussberichts mit Projektsteckbriefen (PDF, 26 MB)